Reit- und Fahrverein Laubach e.V.
Reit- und Fahrverein Laubach e.V.

Vereinsgeschichte (Chronik)

Zu allen Zeiten haben sich Reiter oder Pferdefreunde zusammengetan, um die Freude am Umgang mit dem Pferd miteinander zu teilen, sich  gegenseitig bei der Ausbildung zu helfen oder die Geselligkeit mit Gleichgesinnten zu pflegen.

So fanden sich auch in Laubach und Umgebung die Reiter in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg zwanglos zusammen. Im Mittelpunkt dieses Kreises stand S.E. Graf Georg zu  Solms-Laubach, nicht nur als passionierter Reiter mit den Erfahrungen aus seiner Dienstzeit als Offizier in einem Ulanenregiment, sondern auch als großzügiger Förderer der sich um ihn versammelnden Reiter.

Das aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stammende reiterliche Erfahrungsgut zu erhalten, war ein Ziel, das besonders von Dr. Gustav Rau, ,dem Organisator des Deutschen Reitwesens, mit Nachdruck betrieben wurde.

Als Ausgangspunkt dafür sah er die ländliche Reiterei und drängte hier auf die Bildung von Vereinen. So entstanden in Deutschland um die Mitte der zwanziger Jahre in großer Zahl die ländlichen Reitervereine.

 

Sicher wurde auch die Vereinsbildung in Laubach unter diesen Gesichtspunkten von außen angeregt. Die schon bestehende Gruppe der Reiterfreunde traf sich 1926 im Schützenhof und gründete den ländlichen Reit- und Fahrverein Solms- Laubach. Die Gründungsmitglieder waren :

Graf Georg zu Solms-Laubach  (1. Vorsitzender), Rudolf Kriesel , Laubach (Reitlehrer)

Wilhelm Högel, Laubach (Schriftführer, Christian Röder, Laubach (2. Vorsitzender}

Otto Rühl, Laubach (Rechner), Heinrich Stroh, Laubach, Georg Tröller, Laubach , Willy Blei Ruppertsburg , Adolf Hussel, Ruppertsburg , Hermann Koch, Villingen und Richard Stoll, Villingen       

Geritten und gefahren wurde eifrig. Man traf sich sonntags zum Ausritt in die Umgebung oder zum Unterricht, der im Winter in der alten Schäferei in Laubach stattfand. Später entstand ein Reitplatz auf der Schmelz (Friedrichshütte), zu dem auch ein Sprunggarten gehörte.

Es ist festzuhalten, dass der Verein von Anfang an auch  die Reiter der Umgebung umfasste und dass sich ein reitsportlicher Schwerpunkt schon frühzeitig außerhalb der Stadt bildete.

Die aktiven Mitglieder waren durchweg ländliche Reiter. Keiner hielt sich damals ein Pferd ausschließlich für sportliche Zwecke oder zum Freizeitvergnügen.

Das Pferd war voll in der meist landwirtschaftlichen Tätigkeit der Besitzer eingespannt und wurde nur in der freien Zeit geritten. Es waren mittelschwere Pferde im Gebrauch, die auf Oldenburger-ostfriesischer Grundlage gezüchtet, als "Hessisches Warmblut" bezeichnet wurden. In den Ausschreibungen der Turniere bildeten diese neben dem "Hessischen Kaltblut" und den "ausgesprochenen Reitpferden" eine eigene Kategorie.

Der Verein beteiligte sich an den damals sehr beliebten,  großen Fernritten, die der oberhessische Provinzialverband  durchführte. Auch bei einem Sternritt 1932 nach Darmstadt  waren  Laubacher Vereinsmitglieder dabei. Das sich festigende, harmonische Vereinsleben kommt in einer steigenden Mitgliederzahl zum Ausdruck.

In den dreißiger Jahren führen die Listen rund 40 Namen auf.

Um 1936 der Zwangseingliederung in  die Reiter- SA zu entgehen, löste man den Verein kurzerhand auf, und setzte die Vereinskasse in alkoholische Getränke um.

 

Über 10 Jahre mussten vergehen,  bis die Reiter wieder sich wieder zusammenfanden.

Zur (Wieder-) Gründungsversammlung eines Reitervereins in Laubach am 15. Mai 1948 lud Arthur Godosar ein.

In ihrem Verlauf wurde die Gründung ,des "Ländlichen Reit- und Fahrvereins Laubach und Umgebung" beschlossen.

 

Die Vorstandswahl brachte folgendes Ergebnis:

 

1. Vorsitzender: Karl Nebe, Henriettenhof

2. Vorsitzender: Arthur Godosar, Laubach

Reitlehrer: Richard Bald, Henriettenhof

Beisitzer: Otto Graf zu Solms- Laubach; Kurt Paul, Villingen; Herbert Müller,  Oberseener Hof.

 

Dass der neue Verein sich als Fortsetzung des alten betrachtete stand einfach fest und wurde nie bestritten.

Unter den Zweckbestimmungen des Vereins nach der Satzung von 1948 wird der "Pferdesport" an letzter Stelle genannt, während das landwirtschaftlich- züchterische Anliegen des Vereins stärker zum Ausdruck kommt.

Hier sollten sich die Gewichte bald entscheidend ändern. Die sich allmählich von der Landwirtschaft lösende Pferdehaltung, die erhebliche Verjüngung des Mitgliederkreises, mehr Freizeit und bessere Lebensbedingungen führten dazu, dass die Vereinsarbeit auf dem sportlichen Sektor, vor allem der Leistungssport im Turnierbetrieb, bald vorherrschend wurde.

Zunächst einmal musste es darum gehen, das Fundament einer soliden reiterlichen Ausbildung zu legen. Erste Reitstunden fanden auf dem Loh (bei Ruppertsburg), dann auf dem Galgenberg und schließlich wieder bei der Friedrichshütte statt. Bereits 1950 konnten die ersten bronzenen Reiter- und Fahrerabzeichen verliehen werden.

Erste Turniererfolge stellten sich ein. Besonders im Fahrsport, der in den fünfziger Jahren auf jedem ländlichen Turnier noch einen breiten Raum einnahm, hatte der Laubacher Verein einen guten Namen. 1951 war es soweit, dass der Verein sein erstes Reit- und Fahrturnier  in Laubach veranstaltete. Als Turnierplatz diente das Sportfeld am Waldhaus.

Danach gab es 1956 noch ein großes Bezirksturnier, diesmal in der "Steinbach" hinter dem Viadukt in Laubach

Als die Frage eines Hallenbaues erstmalig in der Generalversammlung 1958 in Villingen aufgeworfen wurde, entschied man sich einstimmig für dieses Vorhaben. Bei einem Kassenbestand von DM 1.100,- war dieser Plan jedoch recht abenteuerlich. Bald ergab sich aber eine günstige Gelegenheit, die Dachkonstruktion einer Bahnhofshalle in Limburg  zu erwerben. Sie wurde mit Hilfe der Vereinsmitglieder abgebrochen und nach Ruppertsburg verfrachtet. Finanzierung und Bauleitung lag in den Händen von Hans Joachim Nebe, der sich als Motor des Hallenbaus bleibenden Verdienst erworben hat.

Es waren über 5 Jahre vergangen seit dem ersten Anstoß, als am 23. Juni 1963 die neue Reithalle mit einem reiterlichen Festprogramm vor zahlreichen Gästen feierlich eingeweiht werden konnte. Der Gemeinschaftssinn des Vereins und der tatkräftige Einsatz vieler Mitglieder hatten ein Werk geschaffen, "das in dieser Art ihresgleichen sucht" (Zitat einer offiziellen Stelle). Der Laubacher Verein war damit allen anderen Vereinen des Bezirks in dieser Zeit weit voraus, war es doch die erste vereinseigene Reithalle in ganz Hessen.

 

1966 wurde ein Turnier in Villingen  ausgerichtet werden. Eine Besonderheit des Turniers war die Ausschreibung eigener Prüfungen für Kleinpferde, womit der Verein erstmals im Hessischen Raum der zunehmenden Verwendung kleiner Pferderassen Rechnung trug.

Auch im Reitwesen gab es keinen Stillstand. Die letzte Prüfung im Fahrsport, einst eine Domäne des Vereins, wurde beim Turnier 1968 abgehalten. Den ländlichen Reiter mit seinem im landwirtschaftlichen Zug gehenden Vielzweckpferd gab es nicht mehr. Neben dem Leistungssport breitete sich der neue große Trend des Freizeitreitens aus. Er hat dem Verein einen beträchtlichen Mitgliederzuwachs gebracht und dabei andere Pferderassen, darunter viele Kleinpferde und Ponys eingeführt. 

 

Ein schwerer Verlust war für den Verein der 1969 erfolgte,  plötzliche Tod des verdienten 1. Vorsitzenden Karl Nebe. In die 20 Jahre seiner Vereinsführung fiel der neue Anfang und der Aufschwung des Vereins. An seine Stelle wurde sein Sohn Karl Heinz Nebe zum 1. Vorsitzenden gewählt. Eine weitere  Veränderung in der Vereinsleitung gab es 1973, als mit dem Tod von Otto Graf zu Solms- Laubach der langjährige 2. Vorsitzende, allseits beliebt und unvergessen, allzu früh verstarb. Sein Nachfolger wurde Günter Haas. Karl Heinz Nebe und Günther Haas waren bis 1995 im Amt und wurden beide zu Ehrenvorsitzenden ernannt.

In den Jahren 1965 und 1966 konnte der Verein seine Sportanlagen bedeutend erweitern. Die Stadt Laubach stellte ein Gelände an der Freienseener Straße beim Waldhaus zur Verfügung, das als Turnier- und Reitplatz ausgebaut und im Jahre 1970 mit einem Richterturm versehen wurde.

Der Platz wurde 1968 mit einem Reit- und Fahrturnier eingeweiht und bei dieser Gelegenheit durch Bürgermeister Funk übergeben. Seitdem haben die Laubacher Turniere ihren festen Standort vor der landschaftlich reizvollen Waldkulisse. Wenn auch die Platzverhältnisse beim Turnierbetrieb, besonders die Parkmöglichkeiten,  von Anfang an beengt waren, so bestand doch zur damaligen Zeit noch die Aussicht auf eine Erweiterung um das benachbarte Fußballfeld.

 

1970 konnte erstmals eine  Voltigiergruppe des Vereins vorgestellt werden, die unter der Leitung von Albrecht Heinemann  mit „Baronesse“ und  „Lotus“ schöne Wettkampferfolge errang. Bis 1978 war das Voltigieren fester Bestandteil der Jugendarbeit. Nach rund zehnjähriger Pause begann im Jahre 1988 Jutta Heinemann mit dem Wiederaufbau der Voltigiergruppen. Zunächst mit dem altbewährten „Lotus“, danach mit „Brandy“ und „Whisky“ konnten zahlreiche Voltigierturniere erfolgreich besucht werden. Auch in der eigenen, allerdings inzwischen zu kleinen Halle fanden von 1992 bis 1998 Voltigierturniere statt.

Im Jahr 1976 wurde das 50- jährige Jubiläum mit einem großen Turnier am Waldaus, das mit der Abhaltung eines Festkommerses verbunden war und einer Schleppjagd begangen.

Die intensive Jugendarbeit und die Winterreitkurse, rund  40 Jahre fester Bestandteil der Vereinsarbeit, waren mit verantwortlich dafür, dass Laubach immer wieder gute Nachwuchsreiter herausgebracht hat, von denen Manfred Wörner, Wilfried Lind, Dietmar Bittner,  Peter Kreß, Tim Friebertshäuser, Stefanie Bittner, Stefan Kopp und Frank Heinemann bis zur schweren Klasse ( z. T International) erfolgreich waren, bzw. sind. Die Bezirksmeisterschaft der Mannschaften konnte der Laubacher Reit- und Fahrverein in den Jahren 1998 und 2000  zweimal gewinnen und welcher Verein kann schon aus seinen eigenen Reihen acht Reiter erfolgreich zum Bundeschampionat der Quadrillenreiter schicken.

   

Auf die ersten 75 Jahre seines Bestehens kann der Verein mit Stolz zurückblicken. Aus  einer kleinen Gruppe von Reiterfreunden ist der mitgliederstärkste (im Jahr 2001 knapp 500) Verein des Bezirksreiterbundes  geworden, der im hessischen Reitsport einen guten Namen hat und einen gesellschaftlichen Faktor des Heimatraumes darstellt.

Bei all dem ist der ländliche Charakter bewusst gewahrt geblieben mit engem Kontakt der Mitglieder, dem Betonen der soliden Breitenarbeit und einer gesunden Geselligkeit.

Ende des Jahres  2002 musste das Voltigieren leider wieder eingestellt werden, die Mitgliederzahl ging dadurch, insbesondere bei den unter 14-jährigen, drastisch nach unten. 

 

Die oben erwähnte "zentrale Arbeit" , das Zusammenlegen der Sportstätten, wurde ab dem Jahr 2000 intensiv betrieben. Mit der Durchführung eines Bauleitplanverfahrens, dem Kauf des Wiesengrundstücks unterhalb der Reithalle und der Fertigstellung des neuen Außenplatzes in den Jahren 2003- 2004 hat der Vorstand  Rahmenbedingungen geschaffen, sich in Ruppertsburg zentrieren zu können.

 

2003 richtete der Verein erstmals seit 1968 wieder ein Fahrturnier aus. Die neue "Hallentrophy" startete als erfolgreiches Pilotprojekt bei uns in Laubach

 

Am 30. April 2005 wurde der neue Reit- und Turnierplatz unter Teilnahme u. a. der Ruppertsburger Ortsvereine eingeweiht.  Im gleichen Jahr fand darauf das erste Turnier statt.

 

2008 wurde der alte Sandplatz auf 60 Meter erweitert. 2008, 2009 und 2011 fanden auf unseren Plätzen die Bezirksmeisterschaften Oberhessen Mitte statt.

 

2011 übergab Albrecht Heinemann die Vereinsführung an Christian Lind.

 

bis 1976 zusammengestellt und geschrieben von Gerhard Heinemann, danach weitergeführt von Albrecht Heinemann.

Fortsetzung folgt demnächst.

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